Winterzauber- Geschichten für die Weihnachtszeit
Gibt es etwas Behaglicheres in der Vorweihnachtszeit, als mit einer heißen Tasse Gewürztee dem Schneetreiben draußen zuzusehen und ein Buch mit festlichen Erzählungen zu lesen?
Diese Zeit des Jahres weckt in vielen von uns nostalgische Erinnerungen an Kindheitstage, als die Welt noch voller Wunder und Geheimnisse war. Die funkelnden Lichter und der Duft von frisch gebackenen Zimtsternen bringen uns zurück zu diesen magischen Momenten. Fast greifbar liegt die Vorfreude in der Luft, während die Tage kürzer und die Nächte von einer geheimnisvollen Magie erfüllt werden. Das sanfte Schneetreiben draußen erinnert an tausend kleine Sterne, die leise zur Erde tanzen, während drinnen der Duft von Zimt und Nelken in der Luft liegt. Es ist eine Zeit, die uns daran erinnert, an das Wunderbare zu glauben und die kleinen Freuden des Lebens zu genießen. Inmitten des Trubels und der Hektik des Alltags bietet die Vorweihnachtszeit eine seltene Gelegenheit zur Besinnung und Ruhe. Es ist eine Zeit, in der wir innehalten und den Frieden in den einfachen, alltäglichen Momenten finden können. Es ist auch die Zeit, in der wir uns auf das Wesentliche besinnen: Die Wärme und Geborgenheit, die wir im Kreise unserer Lieben finden. Die gemeinsamen Abende mit der Familie, das Lachen, die Geschichten – all das macht diese Jahreszeit zu etwas ganz Besonderem. Diese besondere Zeit des Jahres lädt auch zur Reflexion und Dankbarkeit ein. Wir blicken auf das vergangene Jahr zurück und schätzen die Momente, die uns Freude und Glück gebracht haben.
In diesem Buch möchte ich dich auf eine Reise durch festliche Geschichten und zauberhafte Erzählungen mitnehmen. Lass uns gemeinsam in eine Welt eintauchen, die von der Magie der Vorweihnachtszeit erfüllt ist und die dich zum Träumen und Genießen einlädt.
Der verlorene Pfotenabdruck
Sachte schlich die Kälte des verschneiten Tages durch die Ritzen der alten Fenster in die warme Stube. Drinnen, am großen Holztisch, saßen die Kinder zusammen mit ihrer Oma. Draußen tanzten sanft die Flocken vom Himmel, als wollten sie den Moment umarmen. Der Raum war erfüllt von der heimeligen Wärme des Holzfeuers im Kamin und den fröhlichen Klängen der alten Standuhr, die in der Ecke leise tickte.
Oma erzählte, wie sie es schon so oft getan hatte, Geschichten aus einer fast vergessenen Zeit. Ihre Stimme war weich, fast melodisch, und die Kinder lauschten gebannt, als würde jede ihrer Erzählungen ein kleines Fenster in die Vergangenheit öffnen.
Auf dem Tisch flackerten Kerzen. Ihr sanftes Licht malte tanzende Schatten an die Wände. Der Duft von frisch gebackenen Plätzchen und heißem Kakao erfüllte die Luft und verströmte wohlige Wärme. Jedes Detail dieser Szene strahlte Geborgenheit und Liebe aus, während die Welt draußen in einem weißen Schneemantel versank.
Oma erzählte gerade von ihrer eigenen Kindheit, als sie selbst ein kleines Mädchen war, das den Geschichten ihrer Großmutter lauschte. Die Kinder konnten sich kaum vorstellen, dass auch sie einmal so klein und neugierig gewesen war wie sie selbst jetzt. Ihre Augen leuchteten und sie rückten noch ein Stückchen näher zu ihrer Oma, als ginge mit jedem ihrer Worte ein wenig Zauber von ihr aus. „Habe ich euch schon einmal mein liebstes Wintermärchen erzählt?“
„Nein, Oma. Bitte erzähle es uns!“ bettelte Sebastian.
„Dann passt genau auf.“ Oma machte eine kurze Pause, lächelte und fing zu erzählen an. „Kälte lag wie ein unsichtbares, dichtes Tuch über dem verschneiten Wald, als der kleine Fuchs Finn durch die majestätischen Bäume streifte. Seine Pfoten sanken tief in den frisch gefallenen Schnee, der unter dem Gewicht knirschte. Zusammen mit der Vorstellung von knurrenden Mägen seiner Familie trieb ihn die Verzweiflung, eine Spur von Nahrung zu finden, immer weiter.
Plötzlich hielt er inne. Im makellosen Weiß vor ihm prangte ein Fußabdruck, größer und furchterregender als seine eigenen. Die Krallenabdrücke waren scharf und tief. Neugier überwältigte seine Vorsicht und so folgte er der Spur in den tiefen, stillen Wald. Die Dunkelheit und die Dichte der Bäume wurden zunehmend drückender.
Finns Herz klopfte, als er eine kleine Lichtung erreichte. Mitten in diesem friedlichen Fleckchen Erde stand eine mächtige Gestalt: Ein Wolf, sein Fell so weiß wie der umgebende Schnee und seine Augen funkelnd wie die Sterne in einer klaren Winternacht. Einen Moment lang standen sie einander gegenüber, Finn vor Ehrfurcht erstarrt.
„Warum folgst du mir?“, fragte der Wolf mit einer Stimme, die klang wie das Grollen der winterlichen Winde.
Finn bebte, aus Kälte und Angst. „Ich suche nach Nahrung für meine Familie“, flüsterte er. Seine Stimme war wie ein zartes Rascheln im kalten Wind. „Aber ich habe nichts gefunden.“
Der Wolf sah den kleinen Fuchs mit freundlicher Gelassenheit an. „Du bist tapfer, kleiner Fuchs. Ich werde dir helfen.“ Der Wolf wandte sich ab und führte Finn zu einem versteckten Hain, der voll beladen mit schmackhaften Beeren und nahrhaften Nüssen war. „Nimm so viel, wie du benötigst.“
Finns Augen weiteten sich vor Erleichterung und Dankbarkeit. „Warum hilfst du mir?“, fragte er aufrichtig, während seine Stimme vor Rührung zitterte.
Der Wolf lächelte mit einem warmen Ausdruck in seinen sternenklaren Augen. „Weil wir alle Kinder dieses Waldes sind und einander helfen müssen, um zu überleben.“ Mit diesen weisen Worten verschwand der Wolf leise zwischen den Bäumen, als wäre er nie da gewesen.
Mit vollem Herzen und beladen mit Nahrung kehrte Finn zu seiner Familie zurück und erzählte ihnen von dem großzügigen Wolf. Fortan nannten sie den Ort der Begegnung ehrfürchtig ‘Wolfspfad’. Wann immer Finn nun einen fremden Pfotenabdruck im Schnee entdeckte, erinnerte ihn dies daran, dass der Wald voller Geheimnisse und unerwarteter Freundschaften war.“
Der Nachmittag verging wie im Flug und draußen begann es langsam zu dämmern. Die Schneeflocken tanzten weiter, aber drinnen hielt die Zeit einen Moment lang den Atem an. Gemeinsam verlebten die Kinder einen jener besonderen Tage, die tief im Herzen verankert bleiben – eine Insel der Wärme und Freude inmitten eines frostigen Winters.
In diesem Augenblick war die Welt perfekt und es gab keinen anderen Ort, an dem sie lieber sein wollten. Denn manchmal ist es das einfache Zusammensein, das das größte Glück bringt.
Als die Großmutter ihre Geschichte beendet hatte, blieben die Kinder wortlos, als hörten sie dem Verstummen der Silben nach.
„Hat euch die Geschichte gefallen?“, fragte Oma neugierig.
„Ja, Oma. Sie ist wunderschön.“ flüsterte Mariechen andächtig während es in ihren Gedanken förmlich ratterte. Nach einer Weile rückte das Mädchen näher zur Oma und zupfte sie an der Schürze. „Ist diese Geschichte wahr?“
„Ich weiß es nicht, Liebes. Vielleicht ist sie vor vielen Jahren einmal so geschehen.“
Oma lächelte geheimnisvoll und strich Mariechen sanft über das Haar. „Manchmal, liebes Mariechen, sind die bedeutungsvollsten Geschichten jene, die einen Funken Wahrheit in sich tragen, auch wenn sie wie Märchen erscheinen.“
Sebastian, der bis dahin still zugehört hatte, fragte: „Oma, glaubst du wirklich, dass es da draußen solche Wölfe gibt, die einem einfach so helfen?“
Oma lehnte sich in ihrem alten Holzstuhl zurück und betrachtete die Flammen im Kamin, die wild im Feuer tanzten. „Vielleicht nicht genau so, wie in meiner Geschichte, aber ich glaube fest daran, dass es überall auf der Welt Menschen und Tiere gibt, die uns in unserer Not beistehen, wenn wir es am wenigsten erwarten.“
Draußen wurde es dunkler und der Mond begann, die Landschaft in silbernes Licht zu tauchen. Oma stand auf und ging zum Fenster, hinter dem die Schneeflocken noch immer ihren stillen Tanz vollführten. „Wisst ihr, Kinder, wenn wir auf unser Herz hören und den Mut haben, anderen in der Not zu helfen, dann können wunderbare Dinge geschehen.“
Ein leises Klopfen an der Tür unterbrach die Stille. Die Kinder blickten überrascht auf. „Wer könnte das um diese Zeit sein?“, flüsterte Mariechen, ihre Augen voller Neugier.
Oma öffnete die Tür und da stand ein alter Mann, eingehüllt in einen dicken, abgetragenen Mantel und eine Wollmütze. Schnee lag auf seinen Schultern und seine Augen leuchteten freundlich aus seinem wettergegerbten Gesicht. „Guten Abend“, sagte er mit tiefer Stimme. „Verzeiht die Störung, aber mein Wagen ist im Schnee stecken geblieben. Könnte ich vielleicht hier eine Weile Unterschlupf finden, bis das Wetter sich bessert?“
Oma lächelte. „Natürlich, komm herein. Setz dich ans Feuer und wärm dich auf.“
Der alte Mann trat ein und schüttelte den Schnee von seinem Mantel. „Vielen Dank. Ihr habt wirklich einen gemütlichen Ort hier.“
Die Kinder rückten näher zusammen, um dem Fremden einen Platz am Tisch anzubieten. Sebastian reichte ihm eine Tasse heißen Kakao und Mariechen bot ihm Plätzchen an. „Wir hören gerade Geschichten“, sagte sie ein wenig scheu.
Der alte Mann lächelte, seine Augen wurden weich. „Geschichten sind etwas Wunderbares“, sagte er. „Wusstet ihr, dass jede Geschichte, die wir hören, eine Tür zu einer anderen Welt öffnen kann?“
Sebastian fragte neugierig: „Kennst du auch Geschichten?“
„Oh ja“, antwortete der Mann und lehnte sich im Stuhl zurück. „Ich sammle Geschichten, die mir auf meinen Reisen begegnet sind. Möchtet ihr eine hören?“
Die Kinder nickten eifrig und der Mann begann zu erzählen. „Es war einmal, in einem entfernten Dorf, wo der Winter so kalt war, dass die Seen zu Kristallspiegeln gefroren und die Bäume vor Kälte knackten ...“
Während er sprach, lauschten die Kinder gebannt und merkten kaum, wie die Stunden vergingen. Die Stimme des Mannes, die Wärme des Raumes und die Geschichten, die durch das Zimmer schwebten, schufen eine Atmosphäre der Geborgenheit und Verzauberung.
Oma schaute lächelnd zu, als sie erkannte, dass diese Nacht eine sein würde, die die Kinder niemals vergessen würden – eine Nacht voller Geschichten, Freundschaft und dem Wunder der Begegnung.
Draußen tobte der Schneesturm weiter, aber drinnen, bei der flackernden Wärme des Feuers und den Klängen der alten Standuhr, hatten sie eine Welt gefunden, die sicher und voller Magie war.
Zuckerguss und große Träume
Die Spannung in der Luft war zum Greifen nah. Dorothea verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihre Tochter trotzig an. Die Stimme klang monoton, beinahe leiernd.
„Julia, das ist doch Unsinn! Merkst du nicht, dass das nur ein dummes Missverständnis war?“
„Hör zu Ma! Was ihr veranstaltet habt, war alles nur kein Missverständnis“, erwiderte Julia entschieden. „Glaubst du tatsächlich, dass es nur eine Bagatelle ist? Mein Freund lag nackt auf deinem unverhüllten Körper? Ich habe gesehen, dass ihr Sex hattet. Verdammt, du bist nicht einfach irgendwer. Du bist meine Mutter. Ich habe dir bedingungslos vertraut. Du warst für mich mein Lebensanker. Und ich wusste, dass auf dich immer Verlass war. Warum hast du es so weit kommen lassen?“
„Es war ein Ausrutscher, ein einziger Fehltritt, ich schwöre dir. Ich liebe ihn auch gar nicht“, versuchte Dorothea sich zu rechtfertigen. Doch ihr Ehrenwort verhallte wirkungslos.
„Du nennst es Fehltritt? Ein falsches Spiel trifft es eher“, Julias Stimme bebte. „Kaum hatte ich euch den Rücken zugekehrt, war eure Zurückhaltung wie weggeblasen. Verschone mich mit diesen haltlosen Ausreden!“
Ein erdrückendes Schweigen breitete sich aus. Gefüllt mit den Schatten unausgesprochener Gedanken und dem Nachhall vergangener Wortgefechte. Julia war fest entschlossen, das Kapitel ein für alle Mal zu schließen. „Ich habe meine Entscheidung getroffen. Deine Argumente können mich nicht mehr umstimmen.“
Unmerklich verkleinerte Dorothea den Raum zwischen sich und Julia. „Gib dir etwas Bedenkzeit. Fällt es dir wirklich so leicht, deinen Partner wegen dieses Irrtums aufzugeben? Holger ist ein attraktiver, feinfühliger Mann. Wir sind alle fehlbar. Euer Glück schien grenzenlos. Ich dachte, ihr würdet …“
„Ein Irrtum?“, Julias Finger pressten sich krampfhaft zusammen. „Ein Irrtum ist es, wenn jemand den falschen Zug nimmt oder seinen Kaffee kalt werden lässt. Was hier passiert ist, nennt man Verrat.“
Dorothea lief vor dem Bücherregal auf und ab. Die Arme fuchtelten unkontrolliert in der Luft herum. Die Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie wischte sich die Tränen ab und schnäuzte sich die Nase. Ihr Gegenüber zeigte keine Regung. Selbst der Anblick der weinenden Mutter konnte Julias Entschlossenheit nicht zum Wanken bringen. Die Uhr des Schicksals ließ sich nicht zurückdrehen.
Dorothea wandte ihren Blick nach draußen: „Du hattest vor, eines Tages seine Frau zu werden.“
„Woher nimmst du die Idee, dass eine Hochzeit mit Holger in meinem Plan stand. Du weißt, dass ich mich schon lange dagegen gesträubt habe. Die Gründe kennst du. Für ihn war ich nur ein zu bevormundendes Kind. Er kontrollierte jeden meiner Schritte. Bitte erkenne endlich, dass es vorbei ist. Es gibt keinen Weg zurück. Weder zu dir noch zu ihm.“
„Denkst du bitte darüber nach, was Holger dazu sagen wird.“
„Du begreifst es einfach nicht“, fiel Julia ihr ins Wort, mit einer eisigen Schärfe in der Stimme. „Sofern Holger einverstanden ist, steht es ihm offen, den Weg mit dir weiterzugehen. Ich bin raus und bete, dass Papa dich endlich verlassen wird, weil du seine Liebe schon mindestens einmal verraten hast.“
Dorothea erschrak. Wer hatte sie an ihre Tochter verraten?
„Wie hast du davon erfahren?“
„Das ist egal. Vielleicht hat es mir Vaters Geschäftspartner erzählt. Wobei es auch mein ehemaliger Klassenlehrer auf dem Gymnasium hätte ausplaudern können.“
Dorotheas Gesicht wurde bleich. Ein heftiges Beben durchfuhr sie bis in die Spitzen ihrer Finger und Zehen. „Wer hat dir das erzählt?“
„Das spielt keine Rolle. Fakt ist, dass Vater etwas Besseres verdient hat. Ihm sind Moral, Treue und Ehrlichkeit genauso wichtig wie mir. Leb wohl, Mama.“
„Wo gehst du jetzt hin?“
„Das steht noch in den Sternen. Außerdem gehört das nicht mehr zu den Ereignissen, die du wissen musst!“
Julia stürmte aus dem Raum. Sie trug ihre ungestümen Gefühle wie eine dunkle Wolke mit hinaus. An der frischen Luft ließ sie die Flut aus Wut und Trauer über sich hereinbrechen. Von innerer Hilflosigkeit getrieben stürzte sie sich hinter das Lenkrad. Das Fahrzeug gewann an Geschwindigkeit. Die Reifen quietschten auf dem Asphalt.
Mit zerrüttetem Herz und verwirrten Gedanken jagte Julia ihr Auto die Landstraße entlang, ohne ein Ziel vor Augen. Nur mit dem Wunsch, Distanz zwischen sich und ihre Mutter zu bringen. Die Frau, die ihr solche Qualen zugefügt und einen endgültigen Kontaktabbruch provoziert hatte. Alles nur, weil sie mit ihrem Schwiegersohn in spe diese Affäre anfing. Julia war fassungslos über das rücksichtslose und kaltherzige Verhalten ihrer Mutter. In ihr breitete sich ein Gefühl der Leere und Einsamkeit aus. Ihre Gedanken wanderten zu ihrem Vater. Das Bild seiner unendlichen Loyalität Dorothea gegenüber tauchte vor ihr auf.
Der kurvige Pfad der Bergstraßen führte sie nach sechzig Minuten in den malerischen Ort Walenstadt. Sie parkte ihr Auto am Rande des Dorfes und spazierte zum See. Die Sonne schien auf das klare Wasser und spiegelte die schneebedeckten Gipfel wider. Eine leichte Brise glitt über ihre Haut. Der Klang der Brandung drang leise an ihr Ohr. An einem windstillen Platz neben dem Wasser setzte sie sich ins Gras. In der Ruhe des Moments erforschte sie ihre Absichten, Träume und Gefühlswelten. Welchen Weg sollte sie nun einschlagen, nachdem sie ihr altes Leben – Familie, Freundschaften, berufliche Identität und ihr Zuhause – hinter sich gelassen hatte?
War es vernünftig von ihr, alles auf einmal aufzugeben?
Sternenpfote- Eine Freundschaft auf vier Pfoten
Seit meiner Kindheit begleiten mich Tiere.
Egal, ob Hund, Katze, Meerschweinchen oder Kühe. Mein Herz schlägt für alle Tiere. Ein Leben ohne sie ist für mich undenkbar.
Eine besondere Beziehung hatte ich zu meinem Zwergpudel Buddy.
Die starke Verbindung, die zwischen uns herrschte, ist für mich die Motivation, Sie durch diese Geschichte an unserer Freundschaft teilhaben zu lassen.
Ihre Luisa-Sophie Erbrugg
Kapitel 1
Drei honigsüße Hundebabys kommen zur Welt.
Es war an einem sonnigen Nachmittag im April.
In jenem Jahr, in dem Bill Clinton Nachfolger des US-amerikanischen Präsidenten Georg W. Bush Senior wurde und die Wildkatze das Wildtier des Jahres war.
Julia war zu diesem Zeitpunkt einundzwanzig Jahre alt und lebte mit ihrem Freund Hendrik in einer gemeinsamen Wohnung. Sie genoss das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit, wie es die meisten in diesem Alter tun.
Durch den Auszug aus dem Elternhaus sah Julia sie nicht mehr jeden Tag. Deshalb war es an der Zeit, ihnen wieder einmal einen Besuch abzustatten.
Ihre Eltern wohnten in einem kleinen Haus im Grünen mit großem Garten, den Julias Mutter Margrit mit Liebe und Sorgfalt pflegte.
Die zierliche Frau stand in der Türe und winkte ihrer Tochter freudestrahlend zu.
„Komm rein! Ich habe eine Überraschung für dich. Unsere Susi hat vor dreißig Minuten Junge zur Welt gebracht.“
Julia freute sich riesig und huschte hurtig an der Mutter vorbei ins Wohnzimmer, wo die Hundedame mit ihren Schützlingen im Körbchen lag.
„Es gibt doch nichts Niedlicheres als Tierbabys.“ Julia strahlte über das ganze Gesicht.
Noch etwas erschöpft von den Anstrengungen der Geburt kam die frischgebackene Hundemutti wedelnd auf sie zu und forderte sogleich von Julia Streicheleinheiten ein. Dabei konnte man einen Blick auf die kleinen Hunde werfen. Es waren drei zuckersüße und rabenschwarze Wollknäuel.
Einer von ihnen fiel dabei besonders auf. Er war etwas größer und dicker als die anderen Welpen. Warum das so war, offenbarte sich bald schon.
Wenn es Zeit zum Essen war, drängte er sich wie ein Bulldozer zwischen seine Geschwister und trank sich so an allen Zitzen seiner Mutter satt. Den beiden anderen blieb nichts Anderes übrig, als zu warten. Natürlich kamen auch sie zu ihrer Ration. Aber eben erst, wenn Bomber, so nannte ihn Margrit damals, genug hatte...
Kapitel 2
Die ersten Gehversuche
Einige Zeit verging, ehe die kleinen Wollknäuel anfingen, ihre ersten Gehversuche zu starten. Es war unterhaltsam ihnen dabei zuzusehen. Hin und wieder gelang es ihnen, ein paar Schritte zu machen. Dann aber verloren sie das Gleichgewicht und purzelten auf den Rücken. Doch mit etwas Übung klappte es auf einmal von allein.
Margrit stellte ein hölzernes Kinderlaufgitter ins Wohnzimmer, damit sich die Kleinen darin austoben konnten. Aber auch deswegen, damit Goofy, der Vater der Hundebabys nicht mit ihnen in Kontakt kommen konnte. Susi duldete es absolut nicht, wenn er in die Nähe ihrer Zöglinge kam. Sie reagierte dabei mit knurren und zeigte ihm die Zähne.
Julia hätte ihnen stundenlang zusehen können ohne, dass es ihr dabei langweilig geworden wäre.
Sie knurrten, bellten, spielten miteinander oder verweilten sich mit den Hundespielsachen, die ihnen Margrit gegeben hatte.
Die Zeit verging wie im Flug und der Mai brach an. Es wurde täglich wärmer und somit durfte die kleine Rasselbande nach draußen in den Garten zum Spielen. Damit die Wollknäuel geschützt herumtollen konnten, errichteten Margrit und ihr Mann Günter zuvor einen Zaun.
Julias Aufmerksamkeit galt immer wieder Bomber.
Er war nicht nur der dickste, sondern sah mit seinem krausen Haar auf der Stirn äußerst drollig aus. Der Kleine sah nicht nur knuddelig wie ein Teddybär aus. Er war obendrein ausgesprochen tollpatschig. Was den anderen beiden gelang, lief bei ihm mit Sicherheit schief. Wenn sie miteinander spielten und sich in einem Unterschlupf versteckten, war er derjenige, der den Eingang dazu verfehlte und in einen Gegenstand prallte. Wälzten sie sich im Hundekorb herum, fiel sicher er aus dem Korb. Er schüttelte dann immer sein Köpfchen und schaute verdattert um sich, hopste zurück ins Körbchen und spielte weiter. So, als wäre nichts geschehen...
Dies ist ein Ausschnitt aus der früheren Ausgabe. Die Leseprobe aus der aktualisierten Neuauflage wird in Kürze verfügbar sein. Schaut doch bald wieder vorbei!